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Aufhören kam nicht in Frage

Rentnerin Cornelia Reckstadt hat weiter Freude an ihrer Arbeit als Pflegehelferin

Gronau. Endlich mehr Zeit für Reisen, Familie und  Garten: Für einige kann der Weg in die Rente nicht schnell genug gehen. Doch es gibt auch den anderen Fall: Menschen, die noch keine Lust haben, das Arbeitsleben hinter sich zu lassen. Dass sie nicht von einem Tag zum anderen aufhören würde zu arbeiten, war für Cornelia Reckstadt immer klar. Die 66-Jährige, die 31 Jahre lang in der DRK-Sozialstation Gronau-Duingen als Pflegehelferin gearbeitet hat, ist seit Mai eigentlich Rentnerin. Aber so ganz trennen von ihrem Job mochte sie sich nicht. „Ich fühlte mich fit genug und wollte  weitermachen“, sagt sie. „Deshalb habe ich einen Minijob bei der Sozialstation angenommen.“  Dabei schlägt sie mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie macht das, was sie liebt, hat weiterhin eine Aufgabe und unterstützt gleichzeitig ihr altes Team.

Während viele Arbeitnehmer den Rentenstichtag mit Freude und Ungeduld herbeisehnen und im Kalender die verbleibenden Tage abzählen, schaute Cornelia Reckstadt mit zwiespältigen Gefühlen auf ihren letzten Arbeitstag. „Das Jahr davor ist nur so dahingerannt“, sagt sie. „Ich wusste, dass mir das selbstständige Arbeiten, der Rückhalt von Kollegen und Vorgesetzten, die Abwechslung, die Wertschätzung und das Vertrauen der Kunden und Angehörigen fehlen würde.“ Und so entschied sie sich stundenweise weiterzumachen. Geldsorgen spielten dabei keine Rolle. Das Geld sei zwar ein „Bonbon“, aber dafür mache sie das nicht.
„Ich mag alte Menschen“, sagt sie. „Viele von ihnen haben noch den Krieg erlebt und mit dem Wiederaufbau des Landes so viel für uns getan, uns dahin gebracht, wo wir heute sind. Ihnen möchte ich etwas zurückgeben. Sie haben es verdient, gut versorgt zu werden.“ In Deutschland ist laut einer Analyse des Institutes für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB)  mehr als ein Viertel der Rentner in den ersten drei Jahren nach Übergang in die Altersrente weiter erwerbstätig. Spaß an der Arbeit, Kontakt zu anderen Menschen oder der Wunsch, weiterhin eine Aufgabe zu haben: Vor allem aus sozialen oder persönlichen Gründen wollen Menschen im Rentenalter weiter erwerbstätig sein. Cornelia Reckstadt hatte eigentlich eine Ausbildung zur Krankenschwester angefangen, dann aber aus familiären Gründen aufgehört und sich 15 Jahre lang Haushalt und Familie gewidmet. „Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich mehr wollte.“ Sie kam zu DRK, machte den Führerschein und arbeitete seitdem in der ambulanten Pflege. „Ich habe mich hier von Anfang an wohlgefühlt und heute freue ich mich immer, wenn ich angerufen werde.“
Wie lange sie weitermachen will, weiß sie noch nicht, aber sie merkt schon jetzt, dass sie anders an die Arbeit rangeht als früher. „Ich bin entspannter und  hab einfach viel Spaß daran.“
Natürlich freuen sich auch die Kolleginnen und die Leitungen darüber, dass ihnen die Rentnerin  noch erhalten bleibt. „Das Team hier ist einfach toll“, sind sich Sabine Meyer, Fachbereichsleitung beim DRK-Kreisverband Alfeld, und Daniela Lampe, Pflegedienstleitung der DRK-Sozialstation Gronau-Duingen einig. Sie freuen sich, erfahrene Mitarbeiterinnen wie Cornelia Reckstadt dabei zu haben. Auch den geschätzten Kolleginnen und Kollegen könne man vor Renteneintritt ein attraktives Angebot machen. Es wäre verschwenderisch, jetzt, da die geburtenstarken Jahrgänge in die Jahre kommen, ältere Fachkräfte nicht so zu umwerben wie die jungen.